12 Jahre USA-Austausch des Ludwigsgymnasiums mit der Shaker High School in Latham

25 Schülerinnen und Schüler des Ludwigsgymnasiums und ihre Lehrkräfte waren Gäste der Partnerschule in Latham (Bundesstaat New York). Eine rundum gelungene Reise und eine tolle Erfahrung für alle Beteiligten. Der Rückbesuch unserer amerikanischen Freunde findet im Februar 2019 statt.

Hier ein Bericht aus Schülersicht.

"Bleed blue" ist das Motto an der Shaker High School. Was uns ungewohnt und vielleicht auch ein wenig seltsam vorkommt, gehört bei den amerikanischen Schülern zum Alltag. Die große Solidarität zur Schule und das Feiern des Schulmaskottchens (Bison) sind nur zwei der vielen Dinge, von denen wir in den USA positiv überrascht wurden.

Die Schüler/-innen und auch Lehrer/-innen der Shaker High School hießen uns herzlich willkommen und waren alle sehr freundlich.

Der erste Schultag war wie eine neue Welt; die deutschen Schüler/-innen und Lehrer/-innen wurden mithilfe eines von Eltern vorbereiteten Frühstücks warm in Empfang genommen. Hierbei war ein gewisser amerikanischer Touch nicht zu übersehen: Zahlreiche Bagels, Donuts und Muffins wurden angeboten, zum Trinken gab es Kaffee und Orangensaft. Nach ein paar Worten seitens des Direktors, Mr. Murphy, und einer der Organisatorinnen, Ms Connor, durften wir mit einem Schüler die Schule erforschen und uns ein wenig umsehen.

Die Shaker High School ist eine sehr große Schule mit rund 2000 Schülern. Die jeweiligen Fachrichtungen sind äußerst vielfältig. Beispielsweise gibt es neben den vielen Sportteams (Track, Football, Soccer, Tennis oder Lacrosse) und den entsprechenden Sportplätzen auch 3 Sporthallen und  sogar ein Schwimmbecken für die Wassersportarten. Der künstlerische Bereich ist ebenfalls vertreten mit einer eigenen Kunstgallerie, mehreren Musikräumen mit schuleigenen Instrumenten und einem eigenen Theatersaal (eng. Auditorium).

Nach dem kleinen Rundgang haben wir unsere Partner in den jeweiligen Unterricht begleitet. Dieser war- abgesehen von der anderen Sprache- dem deutschen doch sehr ähnlich, auch wenn die Fächer oftmals andere Schwerpunkte hatten. Was bei uns einfach nur Politik ist, wird dort in "Social Economics" und andere Fächer aufgeteilt.

Nach einem aufregenden ersten Schultag gingen wir um 2:17 h nach Hause und konnten dort mit individuellen Aktivitäten, die unsere Gastfamilien für uns geplant hatten, den Tag erfolgreich beenden.

Für den zweiten Tag war ein Ausflug zum Hancock Shaker Village geplant.

Die Shaker waren eine religiöse Gruppe, die sich im 18. Jahrhundert in England gebildet hatte. Die Religion beruht auf bestimmten Werten, u. a.  der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Man lebte allerdings streng nach Geschlechtern getrennt.

Anders als die Amish waren die Shaker dem Fortschritt zugeneigt und versuchten, ihre Arbeiten und ihr Zusammenleben mit Hilfe der Technologie jener Zeit so effektiv wie möglich zu gestalten.

Ann Lee (auch "Mother Ann" genannt), spätere Leiterin der Shaker in Amerika, segelte 1774 in die damalige koloniale USA, um die religiöse Bewegung dort zu verbreiten. Obwohl die Shaker damals bis zu 6.000 Anhänger hatten, existiert heutzutage nur noch eine einzige Shaker Village mit 2 Mitgliedern in Maine.

Das Hancock Shaker Village, das wir besuchten, wurde zu einem Museum umgebaut, in dem man sich die verschiedenen Handarbeiten sowie die Landwirtschaft der Shaker anschauen konnte. Das Motto "Hands to work, Hearts to God" war den präzise angefertigten Möbeln und mechanischen Holzsystemen anzusehen. Das Museum hat neben den verschiedenen Führungen, die sich z.B mit der Landwirtschaft oder auch der Farmwirtschaft beschäftigen, auch einen Souvenirshop, in dem man handgemachte Shaker-Souvenirs, aber auch Shirts und Lebensmittel, die typisch 'Shaker' sind, kaufen kann.

Beim nächsten Ausflug ging es dann nach New York City. Nach der vierstündigen Fahrt nahmen wir zunächst die „Staten Island Ferry“ und fuhren an der beeindruckenden „Statue of Liberty“ und „Ellis Island“ vorbei. Nach unserer Rückkehr zum Quai  sahen wir uns dann das 9/11 Memorial an, das am ehemaligen Standort des World Trade Centers aufgebaut wurde. Es besteht aus zwei großen doppelten viereckigen Becken aus Stein, bei denen am Rand die Namen der Opfer des 9/11 Attentats eingraviert sind. Nachdem wir dort ein wenig Zeit verbrachten, ging unsere Tour mit dem Rockefeller Center weiter. Der Teil des Centers, den wir besuchten, lag in der 5th Avenue. Mit einem schnellen Fahrstuhl konnte man in kurzer Zeit die obersten Geschosse erreichen und sich New York City von oben ansehen. Trotz der tiefen Wolken an diesem Tag, waren die Gebäude und Wolkenkratzer gut zu sehen. Der Times Square, unser nächstes Ziel, sah noch beeindruckender als auf Bildern aus und wir verbrachten unsere Freizeit damit, dort zu shoppen und uns von der einmaligen Atmosphäre einfangen zu lassen. New York City ist dank des Blocksystems der Straßen relativ übersichtlich, obwohl die riesigen Menschenmassen und der dauerhafte Stau die Stadt sehr hektisch wirken lassen. Es gab außerdem eine Menge Streetfood, wie beispielsweise Hot Dogs oder Gyros, die wir uns zum Abschluss haben schmecken lassen.

Für einen Tag ging es dann auch nach Albany, der Hauptstadt des New York State. In Albany besuchten wir das Regierungsgebäude (capitol building), in dem der Senat tagt und beispielsweise Gesetzesbeschlüsse diskutiert werden.

Die Konstruktion des Gebäudes begann 1867 und hat 25 Mio. Dollar gekostet. 1899 wurde es schließlich fertiggestellt. Da es 1922 jedoch ein Feuer in der dritten und vierten Etage gab, mussten einige Räume, darunter auch der Senatsraum, neu gebaut werden.

Der Senatsraum kostete rund 12.000 Dollar und wurde aus Marmor, Eiche und schottischem Sandstein erbaut. Im Hauptgebäude gibt es ebenfalls die sogenannte „Million Dollar Stairs“ (Millionen-Dollar-Treppe). Diese zieht sich über alle Etagen und besteht aus schottischem Sandstein, in den Gesichter eingemeißelt sind. Neben den Gesichtern der Präsidenten gibt es auch viele, die nicht bekannt sind. Man geht davon aus, dass es sich bei den unbekannten Gesichtern um Steinmetze und Angehörige derer handelt. Auch die Treppe war von dem Brand betroffen, und bis 2002 war sie komplett verrußt, was an einer Stelle noch gut sichtbar ist.

Von Albany aus fuhren wir zum Siena-College. Dort nahmen wir  nach einem kurzen Lunch an einer Campus-Tour teil, um einen Einblick in das amerikanische Bildungssystem zu bekommen.  Der Schwerpunkt Sienas liegt bei „Business Studies“ (BWL), den  Freien Künsten, aber auch  Literatur- und Kulturwissenschaften. Jura wird ebenfalls  als „major“ (Schwerpunkt im Studium, eine Art Hauptfach) angeboten. Die Studenten leben in Wohnheimen, sog. „dormitories“,  auf dem Campus und können so leicht und schnell die verschiedenen Hörsäle erreichen. Anders als bei uns ist das Studium in den USA ziemlich teuer. Um am Siena-College zwei Semester studieren zu können, muss man ca. 50.000 Dollar bezahlen.

„Time flies…“  – und schon es war Zeit für das Homecoming Wochenende. Am Freitag vor dem Tanz fanden  nicht nur das Football Spiel, sondern auch die Pep-Rally statt. Dabei versammeln sich alle Schüler und Lehrer in einer der Turnhallen und alle Sportteams der Schule werden feierlich mit großem Applaus in die Halle geführt, angeleitet von der schuleigenen Kapelle (marching band). Die Turnhalle war ebenfalls mit einem DJ-Pult ausgestattet, das einige Schüler selbst bedienten. Nachdem die Teams alle in der Turnhalle versammelt waren, traten die Cheerleader mit einer beeindruckenden Choreographie auf. Gegen Ende gab es auch ein kleines Spiel, bei dem ein paar Lehrer gegen Schüler -auch zwei aus unserer Gruppe- Körbe werfen mussten. Die gesamte Pep-Rally war begleitet von nicht enden wollendem  Applaus und einer nicht zu überbietenden Begeisterung und man merkte, wie diese Art von Event das Gefühl der Zusammengehörigkeit in der Schule verstärkte.

Am Abend desselben Tages war dann das Football Spiel, zu dem wir auch alle hingehen durften. Wir hatten sogar die Ehre, als Austauschschüler in der Parade vor dem Spiel mitzulaufen. Das Football Spiel selbst ging zwar langsam, aber jedoch äußerst spannend voran. Da sich die Regeln sehr vom deutschen Fußball unterscheiden, war es ein interessantes Erlebnis, diese neue Sportart live mitzuerleben.

Am Samstag nach dem Spiel fand das statt, worauf alle warteten: Der Homecoming-Tanz. Der Tanz fängt abends um halb acht an und dauert rund drei Stunden. Während dieser drei Stunden kann man auf der Tanzfläche in der Turnhalle tanzen oder sich mithilfe von kleinen Snacks und Wasser im Vorraum erfrischen.

Nach diesem ereignisreichen Wochenende begaben wir uns auf den letzten Trip nach Cambridge und Boston.

In Cambridge machten wir eine Campus-Tour in Harvard. Harvard ist eine der besten Colleges/Universitäten in den USA („Ivy-League College“) und hat einen Ruf, der weit über die USA hinausgeht. Mit einer Chance von 6%, in die Schule aufgenommen zu werden, ist klar, wie hoch das Bildungsniveau in Harvard ist.

Harvard wurde 1633 gegründet, also noch vor der Gründung der USA. Es hieß erst „New State City College“, bis es dann ca. 1638 nach John Harvard, einem großzügigen Unterstützer des Colleges, benannt wurde. Obwohl für die damalige Zeit sehr modern, ist erst nach 200 Jahren ein Farbiger an die Schule zugelassen worden. Harvard war ebenfalls bis 1894 eine reine Männerschule. Frauen studierten am nahegelegenen Radcliffe-College, bis sie schließlich währen des ersten Weltkrieges auch nach Harvard zugelassen wurden.

Nach der Campus-Tour fuhren wir über den Charles River nach Boston.

Boston ist eine der ältesten Städte in den USA und hat viel Geschichtliches zu bieten. Den Namen hat Boston  von dem englischen Ort Boston in Lincolnshire County. Unter anderem ist Boston nicht nur der Geburtsort Benjamin Franklins, sondern auch die Grabstätte von Franklin, John Hancock und vielen weiteren amerikanischen Politikern, wie z.B Robert Treat Paine und Samuel Adams, beide Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung. Neben der politischen Geschichte spielten aber auch die damaligen Religionen eine große Rolle. Die ansässige Religion der „Pilgrims“ war sehr streng und unterschied sich sehr stark von den Idealen der Shaker. In den Augen der Pilgrims war eine Frau nicht so viel wert wie ein Mann, und konnte schon für etwas Simples wie Klatsch und Tratsch erhängt werden. Diese alten Bräuche haben wir dann doch glücklicherweise hinter uns gelassen.

Mit dem Ausflug nach Boston ging sich der Austausch  schon dem Ende zu. Am Tag vor der Abreise war ein letztes Abschlussessen unter dem Motto „Thanksgiving“ geplant. Es gab Truthahn, Pumpkin-Pies und viele andere amerikanische Leckereien. Trotz des „yummy“ Essens war jedoch eine gewisse Schwermütigkeit in der Stimmung nicht zu übersehen. Mit den beiden Auftritten der deutschen und amerikanischen Schüler „I want it that way“ und „Yesterday“ kamen dann auch die ersten Tränen. Die Reden der Lehrer/-innen und Schüler/-innen waren trotz der niedergeschlagenen Abschiedsstimmung humorvoll und hoffnungsgebend. Insgesamt war der Abend wunderbar gestaltet und dafür muss man den Organisatoren und Organisatorinnen einen immensen Dank aussprechen.

Die 2 Wochen, die wir in den USA verbracht haben, waren  - und da kann ich im Namen aller sprechen - eine wirklich ereignisreiche Zeit. Nicht nur wurden neue Freundschaften geknüpft, auch die Touren und das tägliche Erleben der amerikanischen Kultur im Alltag gaben uns etwas mit nach Hause, das uns mit nostalgischem Lächeln auf die Zeit in den USA zurückblicken lässt.

Der Austausch ist allerdings noch lange nicht vorbei! Die amerikanischen Schüler werden im Februar 2019 zu uns kommen, und bis dahin: See you and take care!

„Parting is such sweet sorrow, that I shall say good night till it be tomorrow.“ - Shakespeare

Blick vom Rockefeller-Center

Harvard

Albany

Wir

Homecoming-Game

Begrüßung

Times Square

Cafeteria der Shaker High School

Salon im Shaker-Stil

Boston

Pep Rallye

Senate Room

   

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